Diese Website verwendet Cookies sowie Analyse-Software zur Erfassung und Auswertung der Webseiten-Nutzung. Details zur Art und Umfang der Datenerhebung finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Wenn Sie diese Website weiterhin nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.

  

Mit Tierökologen unterwegs

"Jetzt haben sie Paarungszeit", sagt Markus Dietz, "die Kuder zieht es zu den Kätzinnen." Kuder nennt man in der Biologensprache die männlichen Wildkatzen. Ob Kuder und Katze tatsächlich durch die Buchen- und Eichenwälder der Schrecke streifen, müssen Markus Dietz und Katharina Schieber vom Institut für Tierökologie erst noch herausfinden. Die Bedingungen stimmen: Ein großer, relativ unzerschnittener Wald, hohle Bäume und Wurzelteller von umgestürzten Bäumen zum Verstecken, Lichtungen zum Mäusejagen. Doch gesehen haben die beiden Biologen hier noch keines der Tiere mit dem getigerten Fell und den schwarz gefärbten Ringen am Schwanzende. Nun soll Baldrian sie auf die Spur der scheuen Katze führen.


Baldrianduft im Wald

Der markante Geruch bringt nicht nur Hauskatzen zum schlafstörenden Minnesang, auch Wildkatzen mögen das ätherische Pflanzenöl. In einem gut geplanten Raster schlugen Katharina Schieber und Markus Dietz mehr als 60 mit Baldriantropfen beträufelte Holzpflöcke in den Waldboden ein. Aller zehn Tage kontrollieren die Wildbiologen, ob Haare an den Pflöcken kleben und erneuern bei der Gelegenheit den Baldrian. Über schlammige Waldwege geht es zu einem Baum mit Markierungspunkt, ein Hinweis auf einen Lockstock in der Nähe. Katharina Schieber geht in die Knie und mustert Stock Nummer dreizehn. Erfolg! Hier haften dreifarbige Haare. "Weißbeige- schwarz gebändert. Das ist relativ typisch für eine Wildkatze", erläutert sie und zieht vorsichtig den Stock aus der aufgeweichten Erde. Markus Dietz hat sich inzwischen eingekleidet wie ein Kriminaltechniker am Tatort: Mit Handschuhen, Lupe und Pinzette mustert er akribisch die raue, 30 Zentimeter lange Dachlatte. Er zupft die kaum sichtbaren Härchen vom Holz und lässt sie in ein Pergament- Tütchen fallen. "Die geben wir zur DNAUntersuchung an das Forschungsinstitut Senckenberg". Die Genetiker in Frankfurt sollen analysieren, ob es sich wirklich um eine Wildkatze handelt oder um eine wildfarbene streunende Hauskatze, die sich am Baldrianpflock gerieben hat.


Refugium für Wildkatzen

Wenn genügend Proben vorhanden sind, lässt sich mit den Gentests auch erkennen, wie viele Wildkatzen in der Hohen Schrecke leben. Die Tierökologen wissen: Ein Kuder durchstreift beim Mäusejagen eine Fläche von anderthalbtausend Hektar, Kätzinnen kommen mit einem Drittel aus. Für sechs bis zehn Wildkatzen könnte die Hohe Schrecke also Lebens- und Überlebensraum sein. Oder werden. Wenn durch das Naturschutzgroßprojekt größere Areale aus der forstlichen Nutzung genommen werden, wird sich dadurch auch die Attraktivität der Hohen Schrecke für das scheue Wildtier verbessern. Gerade in alten Laubwäldern finden Wildkatzen ideale Lebensräume mit vielen Versteckmöglichkeiten und voller Jagdgebiete zum Mäuseln. Schon jetzt lebt im Hainich unweit der Hohen Schrecke die größte thüringische Wildkatzenpopulation, und nördlich im Harz wurde die bedrohte Art ebenfalls gesichtet. Da scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die Wildkatze auch die Hohe Schrecke wieder erobert – falls sie nicht ohnehin schon hier zu Hause ist.

 
Projekt Hängebrücke

Termine suchen