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Naturkräfte effektiv nutzen

Dann schließt er den Stall ab und läuft über den Hof. Dem kräftigen Landwirt sind die Strapazen des Arbeitstages anzusehen. Es ist kalt geworden. Die Heizung im Haus der Kusches leistet Schwerstarbeit. Der alte Ofen, Baujahr 1987, ist hungrig. Fünf Mal täglich muss Hermann Kusche in den Keller, will er es um diese Jahreszeit warm haben in seinen vier Wänden. Aber das soll sich bald ändern. In vier Wochen bekommt die Familie, die bereits in dritter Generation auf dem Hof in Gehofen lebt, einen neuen Brenner. "Da muss ich dann nur noch einmal am Tag heizen", sagt der 57jährige. Der Pufferspeichertechnik sei Dank. Sie schaffe es, so freut sich Kusche, 90 Prozent der Energie tatsächlich zu nutzen, beim alten System sind es nur 30-40 Prozent.


Referenzobjekt Nr. 4

"Wir hatten ja schon länger überlegt, uns ein neue Heizung anzuschaffen", sagt Rita Kusche. Dann hörte sie von der Energieberatung, die der Verein "Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft" kofinanzierte. Fünf Referenzobjekte wurden dafür ausgewählt, fünf Häuser unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bauart. Nach erfolgreicher Bewerbung im Mai dieses Jahres bekam das 1832 errichtete Gebäude der Kusches seinen Energiepass. "Die Dämmwerte waren ganz in Ordnung, außer beim Dach. Da werden wir demnächst noch nachrüsten, weil dort eine Ferienwohnung entstehen soll. Ansonsten bleibt es bei dem neuen Ofen im Keller", sagt Hermann Kusche und zeigt auf die alten Heizkörper, die weiter verwendet werden.


Energieträger mit Zukunft

Gehofen grenzt direkt an die Hohe Schrecke. Nach den Planungen des Naturschutzprojektes soll das Waldgebiet mit seinen 7.000 Hektar auch in Zukunft Brennholz liefern. Nur etwa ein Drittel der Waldfläche wird aus dem Forstbetrieb herausgenommen und zu einem besonders geschützten Bereich erklärt. Damit ist klar, dass die Anwohner auch künftig mit dem Holz aus dem Waldgebiet heizen werden. Das weiß auch Holzhändler Andreas Fehse. Er bezieht sein Holz aus der gesamten Region um den Firmensitz in Altenroda. "Wir bekommen in erster Linie Fichtenholz eines privaten Waldbesitzers. In letzter Zeit verkaufen wir verstärkt an Heizkraftwerke, aber auch an Privatkunden." Damit das Scheitholz aber als Brennholz für Familien wie die Kusches genutzt werden kann, muss es ausreichend trocken sein. 15 bis 18 Prozent Feuchte dürfe es enthalten, mehr nicht, sagt der Fachmann. Wie viele Holzhändler hat auch Andreas Fehse keine eigene Holztrocknung. Er muss das Brennholz also entsprechend lange lagern, bis es verkauft werden kann. "33 Zentimeter lange Kaminholzstücke etwa acht Monate, größere Stücke ein bis zwei Jahre." Ein Nachteil, weil das Unternehmen deshalb große Lagerflächen benötigt.


Strukturen verflechten

"An dieser Stelle könnten wir ins Spiel kommen", sagt Christoph Esser. Seit 2010 betreibt der Landwirt auf seinem Hof auch eine Biogasanlage. Mehr als 3,3 Millionen Kilowatt Strom produziert das kleine Kraftwerk in Hechendorf jährlich. Aber eben auch eine große Menge an Wärme. Ein Segen im Winter. "Wir heizen damit sowohl unser Haus als auch die Ställe." Im Sommer hingegen, so Esser, werde die Wärme praktisch ungenutzt an die Umwelt abgegeben. Warum also nicht die Abwärme zur Holztrocknung nutzen? "Das wäre technisch recht einfach zu machen, eine Zusammenarbeit mit Holzhändlern in der Region lohnenswert."


In Hechendorf brodelt es

Die drei Kuppeln der Biogasanlange ragen am Rande großer Felder in den wolkenlosen Himmel. Aus dem grünen Sud im Inneren der Behälter steigt Gas empor, gut sichtbar, blickt man durch eines der Bullaugen. Dieses Gas treibt dann einen Stromgenerator an. Vom ersten Behälter, dem sogenannten Fermenter, in dem 60 Prozent des Gases freigesetzt wird, führen Leitungen in zwei benachbarte Silos. Dort werden dem Sud durch weitere chemische Prozesse die restlichen 40 Prozent Gas entlockt. Würde es hier nach Gülle riechen, hätte die Anlage einen Defekt. Tatsächlich steigt einem lediglich der Geruch einer Ladung Maisschrot in die Nase, wenn man vor der Anlage steht. Soeben wurde sie mit einem Kipper abgeladen. Neben Puten- und Schweinegülle ist Mais der Hauptbestandteil, aus dem das Gas gewonnen wird. "Die Anlage wird einmal in der Stunde gefüllt", sagt Christoph Esser. Ein Computersystem steuert diesen Vorgang und wacht darüber, dass die Behälter nicht zu voll werden. Ein Alarmsystem warnt die Betreiber, wenn es eine Störung gibt. "Im System sind Notrufnummer eingespeichert, unter anderem meine. Der Alarm wird erst aufgehoben, wenn hier drinnen jemand bestätigt, dass die Störung beseitigt wurde", sagt Esser und deutet auf einen Monitor, auf dem sich einige Statusanzeigen befinden. Mit seiner Anlage ist Landwirt Esser nicht der Erste in der Region und sicherlich auch nicht der Letzte. Auch wenn es eine große Debatte um diese mit nachwachsenden Rohstoffen betriebenen Anlagen gibt, so werden wohl auch in Zukunft noch einige Landwirte seinem Beispiel folgen. Den Grund nennt Christoph Esser selbst. "Durch den biochemischen Prozess verliert die Gülle nichts von ihren Nährstoffen, so dass wir sie auch nach der Gasgewinnung noch als Dünger verwenden können. Warum also ungenutzt auf den Äckern verteilen, wenn sich daraus noch etwas machen lässt?"


Sonnig den Wald erkunden

Nutzen, was die Natur hergibt – ein Credo, dem sich auch die von Bismarcks verschrieben haben. Vor allem an strahlend sonnigen Tagen profitieren sie von der Natur. Denn dann laufen die Solarpanele auf den Süd-Dächern unter Volllast. Seit 1992 betreibt die Familie auf ihrem wiedererworbenen Gutshof in Braunsroda einen Biobetrieb. Energie aus regenerativen Quellen zu gewinnen passte da gut ins Konzept. "Wir mussten die Dächer ohnehin erneuern. Da haben wir sie dann gleich mit Fotovoltaik ausgerüstet", sagt Georg von Bismarck. Diesen Sommer gingen sie ans Netz. "Langfristig lohnt sich das auch in finanzieller Hinsicht", sagt Andreas Engelmann, Geschäftsführer der Gutshaus von Bismarck GbR. "Der Strom reicht für die Eigenversorgung, die überschüssige Energie geben wir ins öffentliche Netz ab." Darüber hinaus ist geplant, Elektrofahrräder zu verleihen, mit denen Touristen die Hohe Schrecke erkunden können. "Nicht nur für ältere Besucher sind die E-Bikes, die immer eine Art Rückenwind eingebaut haben, sehr vorteilhaft", sagt Engelmann mit einem Grinsen. "Wir könnten uns vorstellen eine Verleih- und Ladestation für diese Räder zu errichten." Ein weiteres kleines Rädchen auf dem Weg zum sanften Tourismus und zur Energiewende.

 
Projekt Hängebrücke

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