Diese Website verwendet Cookies sowie Analyse-Software zur Erfassung und Auswertung der Webseiten-Nutzung. Details zur Art und Umfang der Datenerhebung finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Wenn Sie diese Website weiterhin nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.

  

Lars Bauer - Der Bodenständige

Der Weg führt durch die Unstrut-Niederung, linker Hand der Fluss, rechter Hand die Hohe Schrecke. An diesem Januar-Tag gibt das Hochwasser den Anlass für das erste Gesprächsthema. Überall in der Gegend, erzählt Bauer, habe man wider besseres Wissen Gewerbegebiete in Flussnähe gebaut, die jetzt im Wasser stünden. "Früher waren die Bauern klug genug, nur Klee anzubauen in der Aue. Die Natur holt sich ihre Räume." Solche Sätze charakterisieren den in der Hohen Schecke verwurzelten Förster. Geboren 1983 in Bad Frankenhausen, verbrachte er seine Kindheit in Langenroda. Fast jedes Wochenende ging es in den Wald, erinnert sich Bauer, der sich als Typen beschreibt, für den ein reiner Bürojob nichts wäre. So ist das Büro der Naturstiftung David im Gutshof Braunsroda eher wie ein Basislager für ihn, abgesehen von den regelmäßigen Sprechstunden (immer donnerstags von 14-17 Uhr).


Die "Schrecke" in der Westentasche

Als Förster im Auftrag des Naturschutzgroßprojektes Hohe Schrecke betreut Lars Bauer seit Mitte 2010 zum Beispiel die Biologen, die derzeit den Pflege- und Entwicklungsplan erarbeiten und dafür die Vorkommen etlicher Tier- und Pflanzenarten in der Hohen Schrecke untersuchen. Da müssen geeignete Probeflächen ausgewählt und auf Spezialkarten lokalisiert werden, da gilt es, vorhandenes forstfachliches Wissen zu bündeln und auszuwerten, da müssen Messpunkte angelegt und kontrolliert werden. "Was mir sehr hilft ist meine Ortskenntnis", schmunzelt Bauer, der vor dem Forststudium ein einjähriges Pflichtjahr im damaligen Forstrevier Ostramondra absolvierte. Und wenn mal wieder die Wege schlammig sind, dann ist es Bauer, der die Übersicht bewahrt und der die Tier- und Pflanzenkundler an die Stellen führt, wo sie hin müssen. Ortskenntnis ist das eine, Fachkenntnis das andere. Lars Bauer hat sie sich in einem Studium an der (inzwischen aufgelösten) kleinsten Fachhochschule Deutschlands erworben, an der FH Schwarzburg. Richtig ins Schwärmen kommt er, wenn er von Jagderlebnissen berichtet – wobei er besonderen Wert darauf legt, dass die Jagd viel mehr sei als der Moment des Schusses. Ein Handwerk eben, zu dem Kenntnis des Waldes genauso gehöre wie etwa die Brauchtumspflege. Wenn Bauer etwas Zeit auf einem Hochsitz verbringen kann, dann ist das immer auch ein Moment, in dem er staunen kann über das Wunder der Natur. "Sie braucht uns nicht, wir brauchen sie" sagt er, und auch deshalb gehört er zu denen, die sich für eine moderne, naturnahe Forstwirtschaft einsetzen. Sein erster Job nach dem Studium war übrigens forstfern: Für ein Holzwerk arbeitete er als Rundholzeinkäufer. Eine Erfahrung, die ihm Verständnis eingebracht hat für die Wirtschaftskreisläufe, wie sie uns heute umgeben. Und die zum Beispiel den effektiven Technikeinsatz im Wald erfordern. "Da muss ich manchmal als Förster auch die reine naturschutzfachliche Sicht hinterfragen. Aber das ist ja gewollt von meinem Arbeitgeber, von der Naturstiftung." Partnerschaft zwischen naturnaher Forstwirtschaft und Naturschutz – das ist eine der Grundideen des Naturschutzgroßprojektes Hohe Schrecke. Dieses Anliegen zu vermitteln, wird eine der Aufgaben Bauers sein.


Die "Perfektion der Einfachheit"

Da wird es zum Beispiel darum gehen, mit Waldbesitzern festzulegen, wo konkret Altholzinseln im Wirtschaftswald stehen bleiben sollen oder wie Forstarbeiten so ausgeführt werden, dass sie auch ökologisch wenig Schaden anrichten. Was Bauer dabei zu Gute kommt ist, ist seine Begeisterung für die Natur. Die "Perfektion der Einfachheit" fasziniere ihn, sagt er. Neben seinem Halbtags-Job für die Naturstiftung ist Bauer weiterhin als selbstständiger Forstdienstleister tätig. Von Wegebau bis Holzeinschlag reicht das Spektrum seiner Tätigkeiten, und natürlich sind ihm dabei die möglichen Gegensätze zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft täglich präsent. Als Freund des Waldes ist er auf Nachhaltigkeit aus – und die braucht manchmal Hartnäckigkeit, aber auch einen langen Atem. Dass er den hat, beweist auch seine Heimatverbundenheit. "Von den 80 Leuten meines Abiturjahrganges sind vielleicht noch fünf dauerhaft hier." Lars Bauer will in der Region bleiben, will an der Hohen Schrecke leben und weiß:  Das bedeutet, ein Stück weit auch für die Hohe Schrecke zu leben.

 
Projekt Hängebrücke

Termine suchen