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Eckhard Schöne - Der Traditionsbewahrer

Meister Schöne "bindet" das Fass, bei diesem Arbeitsgang zeigt sich, ob alle vorhergehenden mit der nötigen Genauigkeit ausgeführt worden sind. Entschlossen und doch vorsichtig dreht der Böttcher an den gusseisernen Stellrädern der massiven Presse, kritisch sein Blick, als der Ring einen Span aus dem Holz reißt, und doch erhöht er noch einmal den Druck… An diesem Tag wird gerade die Produktion auf eine neue Fassgröße umgestellt. Von 100 auf 30 Liter, gefertigt für das Münchner Oktoberfest. "Die Brauereien brauchten immer schon Holzfässer in verschiedenen Größen", sagt Schöne, der in der dritten Generation die Böttcherei in Wiehe betreibt. Je später der Abend oder je weniger durstige Gäste, desto kleiner das Fass, das angestochen wird. Denn schales Bier vom Vortag wolle ja niemand trinken. Und so liefert Schöne bis heute urige Holzfässer ab einem Volumen von 10 Liter – er hat aber auch schon 6.000 Liter große Weinfässer gefertigt "Mehr passt nicht durch das Hoftor" sagt der Meister und führt auf das Freigelände, auf dem neben Stapeln von zugeschnittenen Dauben auch ganze Eichenstämme lagern. "Das waren 72 Festmeter", sagt der Meister, "die stammen zum Teil aus der Hohen Schrecke, genauer gesagt aus der Finne." Schöne beginnt die Fassherstellung noch ganz traditionell mit der Holzauswahl im Wald. Mit dem Förster durchstreift er die Bestände und markiert die Stämme, die ihm für die Böttcherei geeignet scheinen. Die größeren Fässer brauchen Bohlen von 52 Millimeter Stärke. Für den Zuschnitt hat Schöne eigene Maschinen, viele Geräte in seiner Werkstatt hat er selbst auf die eigenen Bedürfnisse hin angepasst, das war schon immer so. Sein Großvater hatte in Halle bei einer Brauerei gelernt und auf seiner Walz in Schwaben die damals immer mehr in Mode kommende maschinelle Fertigung erlernt. Voller Ideen und Tatendrang kam er zurück in die Heimat und baute einen Betrieb auf, der bis heute Bestand hat.  Zu DDR-Zeiten fiel es Schöne zu, die Selbstständigkeit des Betriebes zu bewahren. Was ihm dabei half war die hohe "Exportquote" seines Betriebes. Über den Außenhandel lieferte er schon damals Fässer nach Bayern, das brachte den Bayern preisgünstige Ware, dem Staat Devisen, und dem Meister hin und wieder die nötigen Druckmittel, um in der Mangelwirtschaft dennoch Material, Arbeitskräfte oder einen Telefonanschluss zu bekommen.


Von der Alltagsware zum Spezialprodukt

Böttcherwaren sind heute ein Nischenprodukt. Die Brauereiindustrie arbeitet mit Edelstahlfässern, Kunststoffe haben auf Grund ihrer vermeintlichen Gebrauchsvorteile das Holzhandwerk weitgehend ersetzt – egal ob es um Tröge für die Landwirtschaft geht oder um Behälter für Wein. Vor wenigen Jahren erst hat der letzte Böttcher in Südthüringen sein Gewerbe aufgegeben – Schöne überlebte nur, weil er nach der Wende seine Fassproduktion durch die eigene Tischlerei subventionierte. Inzwischen gibt es wieder einen gewissen Markt: Ein Wein aus einem Eichenfass schmeckt eben doch anders, und der Exportschlager Münchner Oktoberfest bringt auch eine gewisse Nachfrage nach den urigen Ausstattungsgegenständen mit sich. Folklore ist der Fassbau dennoch nicht – es bleibt eine schwere körperliche Arbeit. In Schönes Böttcherei brodelt der Dampf – die Dauben müssen gekocht werden, um biegsam zu sein. "Eine Minute pro Millimeter Materialstärke", erklärt Schöne, "also knapp eine Stunde für die 52er Bohle." Die Maschinen machen Lärm, und sicher zwischen rotierenden Transmissionsriemen und hohen Holzstapeln zu arbeiten ist auch nicht jedermanns Sache. Mit gezielten Hammerschlägen traktieren Schöne und ein Mitarbeiter das erste Fass der neuen Serie – die Ringe passen, das Fass steht. Wenn es nach München geht, wird es dort gepicht – also mit Harz von innen abgedichtet. Und dann fließt das Oktoberfestbier – bewahrt und veredelt in Eichenfässern aus Eckhard Schöne bei der Arbeit der Hohen Schrecke.

 
Projekt Hängebrücke

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