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Gottfried Braasch - Der Forschende

Die Vitrinen des kleinen Museums im Ratskeller Wiehe sind voll mit Briefen und Ranke-Bildern. In den Regalen stehen Bücher des Historikers und über ihn; sie stammen aus Antiquariaten und privaten Nachlässen. Gottfied Braasch hat wesentlich zu dieser Sammlung beigetragen, die den großen Sohn der Stadt Wiehe würdigt.
Genauso voll wie der Ausstellungsraum war früher der Terminkalender Gottfried Braaschs. Der Pfarrer im Ruhestand ist Vorsitzender des örtlichen Leopold-von-Ranke-Vereins und Ortschronist. Er war einst Heimatpfleger des Landkreises und im Verein für Kirchengeschichte. Inzwischen widmet sich der 77-Jährigen hauptsächlich der Museumsarbeit. "Ich hatte letztes Jahr eine schwere OP. Danach habe ich vieles abgegeben."


Ein unbequemer Geistlicher

Ursprünglich hatte Braasch Slawistik studiert."Obwohl mir eine perfekte russische Aussprache bescheinigt wurde, flog ich von der Uni, weil ich mich weigerte, eine Resolution zu unterzeichnen." Schon beim Abitur bekam er Ärger. "Ich wurde wenige Tage vor den Prüfungen zeitweise von der Schule verwiesen." Braasch hatte in einer Diskussionsrunde die kirchliche Jugendarbeit verteidigt. Letztendlich widmete er sich dem einzigen "der staatlichen Kontrolle entzogenen Fachbereich" und studierte Theologie. 1964 kam er als Pfarrer nach Wiehe. Weil evangelische Geistliche üblicherweise alle zehn Jahre die Gemeinde wechseln, hätten die drei Kinder der Eheleute Braasch ihre Jugend eigentlich gar nicht in Wiehe verbracht. Aber nicht zuletzt wegen der Mangelwirtschaft in der DDR kam es anders. "Als die Versetzung anstand, verlangten wir als Bedingung für unseren Umzug, eine hergerichtete Wohnung. Daran ist es dann gescheitert", erklärt Braasch schmunzelnd. Dass aus dem Wohnort dann auch Heimat geworden ist, lag nicht zuletzt an den Aufgaben, die der gebürtige Lübecker bald übernahm. "Um Auskünfte über Stammbäume geben zu können, musste ich mich ja zwangsläufig mit Ortschroniken und Pfarrbüchern beschäftigen. Dadurch entstand nach und nach der Bezug zur Heimatgeschichte." So war Braasch 1986 auch maßgeblich an der Ausstellung zur 1200-Jahr-Feier von Wiehe beteiligt, die in zehn Tagen von 3.000 Gästen besucht wurde.


Lebhafte Geschichte

Braasch hatte lange Zeit ein zwiespältiges Verhältnis zur Geschichte. Dass er Ortschronist und Museumsleiter werden würde, war nicht selbstverständlich. "Im Schulunterricht zeigten sie uns Bilder der Insassen des Konzentrationslagers Buchenwald. Da war Geschichte für uns sehr verstörend." Über die Regionalgeschichte fand Braasch später angenehme Bezüge zur Historie. "Wenn in den alten Büchern von Familien berichtet wird, deren Nachfahren heute noch hier leben, dann wird Vergangenheit lebendig. Man kann sich die Menschen früherer Zeiten vorstellen." Eine dieser Familien waren die Grafen und Barone von Werthern, denen viel von dem Wald gehörte, in dem heute das Naturschutzgroßprojekt beheimatet ist. Braasch erklärt, wie der damalige Baron im 16. Jahrhundert einen unveräußerlichen Kommunenforst einrichtete, der allen Mitgliedernseiner Familie zur Nutzung gereichen sollte, und wundert sich, dass einer der Nachkommen, der heutige Graf Werthern von Beichlingen, jetzt einen Teil dieses Waldes verkauft. "Damit hat er eigentlich
dem Willen seines Ahnen zuwider gehandelt", sagt Braasch augenzwinkernd. Diesen genauen und zuweilen auch kritischen Blick hat sich Braasch im Laufe der Jahre angeeignet. Denn er erteilt nicht nur Auskünfte zur Regionalgeschichte. Sondern er liest auch Arbeiten gegen, die auf der Grundlage der Dokumente, die sich in seiner Obhut befinden, verfasst wurden. So hilft Gottfried Braasch auf seine Weise mit, das Andenken an frühere Bewohner der Region zu bewahren.

 
Projekt Hängebrücke

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